Rückkehrseminar – Blick auf einen Berg nache Capilla del Monte

Das Rückkehrseminar – Wiedersehen in Helmarshausen

Vergangenes Wochenende fand das Rückkehrseminar der Freiwilligen aus Lateinamerika statt. Dort trafen sich all die Freiwilligen des vergangenen Jahres aus Mexiko, Kolumbien, Ecuador, Peru, Chile, Uruguay und Argentinien wieder. Gemeinsam hatten wir das Vorbereitungsseminar besucht, gemeinsam reflektierten wir nun über unser Jahr.

Am Vormittag noch mit yep! beschäftigt, brauchte ich einen Moment, bis ich mich auf dieses Seminar am Freitagnachmittag einlassen konnte. Doch die besondere Energie, die sich an diesem Ort in der Jugendherberge Helmarshausen zwischen den beinahe achtzig jungen Menschen entwickelte, ergriff mich bald.

Als Auftakt zum Rückkehrseminar machten wir einen Spaziergang während dessen wir einem anderen Freiwilligen, geführt von bestimmten Fragen, die bedeutendsten Punkte unseres Freiwilligendienstes schilderten. Erzählen sollten wir von den schönsten und schwierigsten Situationen während des Jahres, von uns wichtigen Personen und von Eigenschaften und Fähigkeiten, die wir während des Jahres erlangt oder ausgeprägt haben.

Spannend zu erleben fand ich, dass es sich nach diesem Gespräch mit nur einem anderen Mitfreiwilligen so anfühlte, als hätte ich meine Geschichte allen erzählt, als wüssten nun alle Bescheid, wie es mir während des Jahres erging. Ich notierte später in meinem Tagebuch:

„[So hatte ich] das Gefühl, dass die anderen von einem wissen.“

Die Gespräche mit den Mitfreiwilligen zeichneten diese fünf intensiven Tage in Helmarshausen, wie schon auf dem Vorbereitungsseminar. Wichtig bei diesen Gesprächen vor allem ein Umstand, auf den ich weiter unten eingehen möchte.

Die Gespräche führten weit in viele verschiedene Richtungen zu Themen, die im Alltag nicht angesprochen werden, dort ihren Platz nicht finden. Anregungen hierzu bot vor allem die Gruppenarbeit mit vier verschiedenen Stationen.

Gruppenarbeit

Fragen wie „welche Fähigkeiten und Eigenschaften zeichnen dich aus, auf welche Errungenschaften oder erreichten Ziele bist du stolz?“ sind ein Teil der Gruppenarbeit, den ich besonders spannend fand.

Genauso wie eine Einheit zum Thema was uns im Leben besonders wichtig ist. Dazu gab es eine Geschichte: In eine große Vase seien zuerst die größten Steine, danach die kleineren, später der Sand und zuletzt das Wasser zu geben. Täte man es anders herum, fänden die großen Steine keinen Platz mehr. Und so sei auch mit den uns wichtigen Dingen des Lebens, wie etwa das Reisen oder die Freunde; zuerst sei ihnen Zeit einzuräumen und darum herum die Dinge wie Ausbildung und Arbeit zu legen.

Eine andere Station der Gruppenarbeit befasste sich wieder einmal mit dem Thema der Perspektive. Interessante Übungen ließen mir klar werden, wie unterschiedlich der Fokus der Wahrnehmung gelegt werden kann. Bei anderen sollten wir Zeichnungen eines Stilllebens anfertigen und später den Ort, von dem aus gezeichnet wurde, anhand der Zeichnung ausfindig machen. Es war spannend zu erleben, wie genau die Ursprungsposition gefunden werden konnte, und was dies im übertragenen Sinne bedeutet.

Abgerundet wurde diese Gruppenarbeit mit einer Station, bei der wir die selben Texte über Freiwilligendienste erhielten, wie auch schon auf dem Vorbereitungsseminar. Erneut sollten wir bewerten, in wie weit die Positionen der Autoren zutreffen. Ist ein Freiwilligendienst sinnvoll? Wer verdient daran? Wem nützt er? Schon diese Fragen öffnen ein Feld von Argumenten, das in seiner Gesamtheit schwer zu überschauen ist.  Doch klar ist auf jeden Fall: Es ist eine Erfahrung, die unersetzbar ist, die dich persönlich so sehr prägt, dass sie dein Leben lang von großer Bedeutung sein wird.

Unvermittelbare Erfahrungen

Eine interessante Erfahrung ist es, in die eigene Kultur zurückzukehren. Nicht nur die Konfrontation mit dieser und die Gedanken, die sich daraus ergeben. Sondern vor allem die einschlägige Erfahrung, nicht alles von dem, was du in dieser Rückkehr-Situation erlebst, schildern zu können.

Ich erinnere mich noch gut an die Gespräche in den kleinen Gruppen des Vorbereitungsseminares. Dort wurde bereits angesprochen, dass das Freiwilligenjahr Erfahrungen mit sich bringen würde, die wir selbst unseren besten Freunden nicht würden nachvollziehbar schildern können. Und genau so kam es.
Ich habe versucht anderen Erlebnisse, Gedanken und Erfahrungen zu schildern, und bin gescheitert. Manche dieser Dinge erfordern die Kenntnis der Kultur, von der ich spreche, andere die Erfahrung eines Freiwilligendienstes. (Ein Beispiel währen meine Beweggründe, warum ich mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen kann, in Argentinien zu leben.)

In meinem Eintrag „Reisen als Quelle besseren interkulturellen Verständnisses“ gehe ich auf dieses Phänomen aus anderer Perspektive ein.

Doch auch aus diesem Grunde bot mir das Rückkehrseminar willkommene Gesellschaft, in der man von diesen unvermittelbaren Erfahrungen sprechen konnte.

Seminarabschluss

Am letzten Vormittag des Seminars gab es zunächst eine Aktion, wo wir an verschiedenen Ständen in zehn Minuten Kurzinfos zu Themen wie Auslandstudium, Stipendien und „Karriere“ bei den Freunden bekamen.

Nun spiele ich mit dem Gedanken, im Mai an der Teamerschulung teilzunehmen. Um dann anderen jungen Menschen durch die Gestaltung ihrer Seminare die selben Erfahrungen zu ermöglichen, die ich während des Freiwilligendienstes gemacht habe.

Und dann fand auch schon die große Abschlussrunde des Seminars statt. Das Rückkehrseminar ging mit einer großen Spirale zu Ende. Singend standen wir in einer großen Spirale und jeder durfte die lange Schlange der Mitfreiwilligen abschreiten und sich in der Mitte ein kleines Andenken nehmen, dass er dann aus der Spirale heraus trug.

Auch wenn wir uns größtenteils nur auf dem Vorbereitungs- und Rückkehrseminar gesehen hatten, also nicht einmal zwanzig Tage, war es doch ein intensiver Abschied. Die fundamentalen Fragen und Themen, die wir miteinander in Gruppen- und persönlichen Gespräche geführt hatten, haben uns eng verbunden.


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